Ost-Kanada

30. Mai bis 17. Juni 2009

 

Zu Beginn der Reise haben wir Toronto angeflogen. Nach einer obligaten Sightseeingtour zu Fuss haben wir am nächsten Tag mit der Fähre auf die vorgelagerte Insel Toronto-Island übersetzt. Die Insel ist ca. 7 km lang, autofrei und so Naherholungsgebiet für die Städter. Da pilgert man am Wochenende mit Kind & Kegel, Picknick und Spielen ins Freie. Andi & ich haben ein Tandem gemietet (das wollten wir schon lange) und sind die Insel rauf und runter gefahren. Es gibt auch einige Bewohner auf Toronto Island. Die leben offensichtlich sehr zurückgezogen, nehmen in Kauf, dass es keinen Laden, keine Schule und keinen Arbeitgeber auf der Insel gibt, haben dafür ihre Ruhe. Ihre Häuschen sind sehr schmuck. Auf der Insel herrschte heftige Biese, dafür hatten wir eine traumhafte Aussicht auf die Skyline von Toronto. – Am dritten Tag fassten wir unseren Mietwagen und besuchten damit die Niagarafälle. Ich war tief beeindruckt, auch wenn mir im Vorfeld unterschiedliche Meinungen zugetragen wurden. Die Wassermassen (selbst wenn sie nur noch einen Teil vom Ursprung transportieren) sind eine Wucht. Wir haben das Touri-Programm mitgemacht und sind mit dem Maid-of-the-Mist-Boot – ausgestattet mit den obligaten Pelerinen – mitten ins Geschehen, direkt zu den Fällen getuckert. Das Getöse, die Gischt waren einmalig, und ich betrachtete die Niagarafälle bereits als erstes Reisehighlight, auch wenn das Wetter dort eher dürftig war. Die Fotostimmungen hätten bei besserer Witterung bestimmt besser sein können, aber nass wird man ja ohnehin ;-).

 

Von Toronto führte uns die Reise weiter in den Algonquin-Nationalpark, wo wir – nach der Grossstadt – die Natur sehr genossen. Wir haben einige der gut organisierten Wandertrails abmarschiert und viele Seen, Wälder und abertausende von Mücken (!) gesehen (dank unserer Prävention haben uns kaum welche gestochen). Als Tierwelt präsentierten sich uns Biber, Schildkröten und Elche aus nächster Nähe. Letztere kennen überhaupt keine Scheu; ich konnte ganz nah zu ihnen hin, und sie liessen sich keinesfalls vom Fressen abhalten. Generell in Kanada haben wir sehr viele Eichhörnchen und Streifenhörnchen gesehen. Bei uns in der Schweiz inzwischen eine wahre Seltenheit!

 

Im Anschluss ging’s nochmals in die Grossstädte Ottawa, Montréal und Québec. Die Hauptstadt hat uns mit ihren Regierungsgebäuden, der Altstadt und den Schleusen gefallen, Montréal fanden wir schrecklich und waren sehr froh, dass wir dort nur einen Tag ausharren mussten. Dort merkten wir zum ersten Mal deutlich den Übergang von der Provinz Ottawa zu derjenigen von Québec.

 

Québec hat uns von allen Städten am Allerbesten gefallen, auch wenn wir ein grottenschlechtes (d.h. lautes) Hotel hatten. Die Fussgängerzone, die Altstadt, der St. Lorenzstrom, Chateau Frontenac, Dufferinterrasse, Chutes de Montmerancy,… Man hat in jener Region sooo viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Und die Stadt hat einen umwerfenden Charme, man merkt den französischen Einschlag sehr gut. Nur: Das Französisch, welches dort gesprochen ist, ist eine wahre Katastrophe ist. Es tönt überhaupt nicht wie das schöne, nasale, singende Französisch unseres Nachbarlandes. Die Sprache klingt so holprig, so schreiend, holzig – ganz einfach hässlich. Selbst ich habe oftmals kein Wort verstanden!

 

Etwas ausserhalb von Québec – in Tadoussac – machten wir uns auf eine Walewatchingtour. Leider war auch da das Wetter nicht so rosig – wie immer an unseren Highlights – und es war bitterkalt. Trotz Faserpelz, Windjacke, Schal und Kapuze war ich total durchfroren. Aber es hat sich gelohnt. Ich habe viele Wale gesehen; es hat mich sehr beeindruckt, die Tiere mal so nah zu sehen. Nur war ich leider mit dem Fotoapparat immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber letztendlich zählt ja das Erlebnis.

 

Von da an verabschiedeten wir uns endgültig von der Zivilisation und zogen uns in die Sacocomie zurück. Ein herrliches Fleckchen von Kanada! Wir logierten in Loges in der völligen Abgeschiedenheit. Unterwegs besuchten wir die Île aux Coudres, eine Insel mitten im St. Lorenz-Strom mit eigenem Ökosystem. Dort wird vor allem Agrikultur betrieben und die gesamte Region mit Früchten & Gemüse versorgt. Wir machten Halt in einem Indianer-Reservat, hatten einen eigenen Führer (weil wir die einzigen Gäste waren) für eine Wanderung in der Pampas. Wir kamen nochmals zurück nach Montréal, von wo aus wir den Rückflug antraten.

 

Was mir in Kanada v.a. gefallen hat, sind die Natur, die weiten Wälder, die vielen Seen, die Weite allgemein, die extreme Sauberkeit. Allerdings unterscheidet sich die Vegetation ja kaum von unserer. Deshalb ist mir die Destination im Nachhinein vielleicht etwas zu wenig exotisch. Obwohl: Den Westen möchte ich trotzdem auch mal noch sehen; allerdings nicht gerade heute und morgen. Generell wird aber Kanada kaum in die Liste meiner Traumländer eingehen.

 

Was uns am allermeisten gestört hat – und uns letztendlich ein bisschen die Freude genommen hat – sind diese horrenden Taxen, zuzüglich der bizarren Handhabung von Trinkgeld. Zu den üblichen Taxen von ca. 13% wird zusätzlich noch ein „Trinkgeld“ von mindestens 15% verlangt. Das sind dann alles in allem rein Taxen von 30%. Das hat mich umgehauen! Die Kanadier haben offenbar eine andere Vorstellung von Trinkgeld wie wir. Für mich ist dies eine freiwillige Gabe, wenn ich zufrieden bin. Und ich bestimme, wie hoch dieser Betrag sein soll. Und nicht einfach 15% und mehr. Wir haben diesbezüglich die unglaublichsten Sachen erlebt. Am Schluss haben wir kaum noch in Restaurants gegessen. Aber auch in den Läden war es mühsam. Selbst wenn die Preise an den Produkten angeschrieben sind, kann man nie den genauen Preis eruieren. Zumal ja das Land prinzipiell nicht gerade billig ist.