Sardinien

02. bis 16. Juni 2007

 

Unsere Vorstellungen von Sardinien wurden bei Weitem übertroffen. Wir hatten wohl noch das Glück, die Insel grün kennen zu lernen. Im Hochsommer wird dann leider vieles dürr sein und von seiner Schönheit einbüssen. So lag es nahe, dass Andi & ich hie- und da überrascht Parallelen zu Irland oder Schottland gezogen haben. Vor allem die wilden, schroffen Küstenabschnitte und grüne Ebenen verglichen wir häufig mit den britischen Inseln.

 

„Grotta di Nettuno“ hat uns sehr, sehr gut gefallen. Dank der Tatsache, dass man ja einige Stufen runter- und auch wieder raufsteigen muss, halten sich die Touristenströme in Grenzen; diese kommen ja dann mit dem Schiff direkt bequem an den Grotteneingang. Der Ort ist wahrlich wunderschön gelegen! Auf den Besuch der Grotte mit Führer haben wir dann jedoch verzichtet. Wir haben schon einige Stalaktiten und Stalagmiten gesehen und haben ja auch eine Grotte bei uns in Baar.

 

Etliche Nuraghen (deren Herkunft und Sinn ja bis heute unklar ist) haben wir – zumindest von aussen – besichtigt. Mich ziehen solch undefinierbaren und archäologischen Dinger aus der Antike immer magisch an. Andi verliert schnell das Interesse an „Steinhaufen“ (wie er Bauten sehr salopp bezeichnet) jeglicher Art und stempelt alles übereilt als „immer das Gleiche“ ab. Trotzdem war auch er völlig fasziniert von der Kirche „Trinita di Saccargia“. Sie ist aber auch neidlos wunderschön. Das Gigantengrab „Tamuli“ erinnerte mich hingegen wieder ein bisschen an Steinkreise und Dolmen in Irland.

 

Unsere Reise führte uns von Olbia über Alghero – Bosa – Villanovaferru – Cagliari nach Villasimius. Wir fanden die Städte Alghero und Bosa malerisch und pittoresk. In Bosa hatten wir zudem ein tolles Hotel mit einem verrückten Zimmer im Dachgeschoss inklusive riesiger Dachterrasse. Wir hatten Ausblick über die Häuserdächer der Altstadt sowie auf die Burg. Das Zimmer hatte einen aussergewöhnlichen Grundriss und es war ganz einfach toll. In Villanovaferru logierten wir in einem (wahrscheinlich) ehemaligen Kloster. Es hatte zumindest so einen quadratischen Gebetsgang mit Bögen. Der Ort ist dermassen abgelegen und verlassen, dass wir gleich noch die einzigen Gäste waren, die das Hotel beherbergt hat! Wir kamen uns im riesigen Speisesaal vollkommen verloren vor, aber das Personal gab sich eine Heidenmühe und wir konnten sogar à la Carte essen. Unglaublich. Positiv überrascht waren wir auch ob der gründlichen Sauberkeit in den Hotels. Klinisch sauber, kein Stäubchen war auffindbar. Ich habe mich sehr wohl gefühlt.

 

Die zweite Woche verbrachten wir dann stationär in Villasimius. Wir haben uns bewusst für den Süden entschieden und nicht für die Costa Smeralda. Wir hatten schlichtweg keine Lust auf Promis und Schickimicki und überteuerten Lebensstandard (obwohl wir um letzteren trotzdem nicht herumkamen). Wir haben einmal in Porto Cervo eine Cola getrunken. 2 dl (im Süden kriegt man ja immer nur diese mickrigen 2 dl-Flaschen) für 6 €. Es fehlte nicht viel und ich wäre unter den Tisch gefallen – mit offenem Mund.

 

Zurück zu Villasimius: Es war wunderschön. Wir waren zwar etwa 4 km ausserhalb des Zentrums einquartiert und wir haben den Mietwagen bewusst retourniert. Wir hatten keine Lust mehr, täglich rumzutingeln, sondern wollten endlich mal unsere Ruhe haben. Die hatten wir dann auch tatsächlich. Das Personal war sehr höflich, zuvorkommend und hat einem jeden Wunsch von den Augen abgelesen; es waren sogar zwei Schweizerinnen an der Rezeption. Wir waren froh, endlich nicht mehr mit Händen und Füssen irgendwelche italienischen Floskeln zusammenschustern zu müssen. Auch im Hotel Cala Caterina hatten wir ein tolles, riesiges Zimmer mit einer abgeschirmten Terrasse. Wir hatten uns für Halbpension entschieden; ich muss wohl nicht erwähnen, dass alles köstlich war. Zum Hotel gehört ein wunderschöner Park mit lustigen Nadelbäumen; diese säumen den Weg zum Privatstrand. So haben wir die Woche einfach die Seele baumeln lassen, Bücher gewälzt und uns bedürfnislos erholt. Selbst über das Wetter konnten wir uns nicht beklagen, es war noch nicht so heiss. Offenbar jedoch war das Wetter im Mai 

sehr schlecht. So wird dann selbst ein zweiwöchiger Badeaufenthalt langweilig.

 

Das Einzige, was wir bemängeln müssen, sind die Preise. Ich meine, wir sind ja einiges gewohnt von der Schweiz, aber was da in Sardinien geboten wird, ist schlichtweg Abriss. Das steht in keinem Verhältnis und ist keinesfalls gerechtfertigt. Wir haben uns oft gefragt, wie sich denn die Einheimischen ihren Lebensunterhalt leisten. Aber das gilt inzwischen wohl für den gesamten €uroraum. Ab sofort müssen wir uns keine Gedanken mehr machen bezüglich der Hochpreisinsel Schweiz. Wegen des hohen € ist sie ja im Moment äusserst attraktiv.